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ReScripta — Rango - One bullet Chapter 12
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Published: 2015-02-08 15:48:29 +0000 UTC; Views: 644; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description 12. Under the knife

Mit einem unangenehmen Gefühl, holte Rango eine Pinzette und ein Skalpell aus der Arzttasche und hielt sie eine Weile ins Feuer, bis sie orange glühten. Dann legte er die beiden Instrumente auf ein bereitgelegtes Tuch, das er auf einem flachen Stein ausgebreitet hatte.
Jake beobachtete ihn. Als er die Pinzette und Messer sah, wurde ihm etwas mulmig zumute. Rango schien das Gleiche zu denken und warf Jake einen unsicheren Blick zu. Aber Jake schaffte es gut seine Gedanken hinter einer Maske der Ausdruckslosigkeit zu verstecken, sodass Rango seine Unsicherheit nicht bemerkte.
Jake schnaubte leise. Er wollte nicht zeigen, dass er Angst hatte. Und vor Rango wollte er sich schon gar nicht blamieren.
Inzwischen hatte Rango seine Öllampe vom Roadrunner geholt. Dann zündete er sie an und drehte sie hell auf. Licht war jetzt besonders wichtig. Dann ging er zu einem nahe gelegenen Baum, deren Ast niedrig genug war, um die Lampe daran aufzuhängen.
Er winkte Jake zu sich rüber und deutete ihm an, dass er fertig war.
Zögernd kroch Jake zu ihm rüber und platzierte seinen Körper direkt unter die Lampe, wo die Schusswunde lag.
Rango legte das Tuch mit den beiden Arztinstrumenten daneben. Anschließend holte er die Alkohol-Flasche aus der Tasche und wusch sich damit gründlich die Hände. Dann zog er sich Gummihandschuhe über und reinigte sie ebenfalls noch mal mit Alkohol.
Nachdem er damit fertig war, drehte er sich zu Jake um. Als sich ihre Augen trafen, meinte Rango für einen kurzen Moment eine Spur von Angst in den Augen der Klapperschlange zu sehen. Was aber gleich darauf wieder verschwand.
„Jetzt mach schon!", sagte Jake mit fester Stimme, obwohl er alles andere als bereit war.
Mit zittrigen Knien besah Rango sich die Schusswunde.
„Soll ich die Wunde vorher noch desinfizieren?", fragte er unsicher.
„Wäre besser", sagte Jake, wobei sich sein Körper verkrampfte. Er wusste nur zu gut, wie schmerzhaft Alkohol auf offenen Wunden war.
Rango holte aus der Arzttasche Watte und die Alkoholflasche raus. Mit zittrigen Fingern goss er etwas davon auf die Watte bis sie feucht getränkt war. Zögernd ging er damit auf Jake zu.
„Jetzt tu es!", fuhr Jake ihn nervös an. Er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Rango atmete noch mal tief durch. Dann strich er mit der feuchten Watte über die Wunde.
Jake meinte aufschreien zu müssen. Er warf den Kopf nach hinten, hielt aber seinen Mund eisern geschlossen. Er wollte nicht schreien. Trotzdem, es brannte wie die Hölle. Er zitterte vor Schmerz. Als Rango endlich fertig war, klang der Schmerz langsam ab.
Rango warf Jake einen mitleidigen Blick zu. Allein schon der Anblick hatte ihm wehgetan. Als Jake seinen Blick bemerkte, knurrte er wütend.
„Steh da nicht so blöd herum! Mach weiter!"
Unruhig ging Rango auf und ab. „Aber was soll ich zuerst machen?"
Jake seufzte genervt und bog seinen Hals, um in die Schusswunde zu sehen.
„Sieh nach, ob du die Kugel sehen kannst."
Zögernd ging Rango näher an die Wunde heran und bemühte sich darin etwas zu erkennen.
„Ich kann nichts sehen."
„Dann versuch es zuerst vorsichtig mit den Händen, ob du sie dann sehen kannst."
Vorsichtig legte Rango seine behandschuhten Hände auf die Wunde.
In Jakes Augen blitzte es auf, hielt aber seinen Mund krampfhaft geschlossen, um nicht laut zu zischen.
Rango versuchte sich zu konzentrieren. Das Fleisch war zwar warm, aber trotzdem war das natürlich alles andere als angenehm. Er zog die Laterne näher zu sich heran. Sachte schob er die Wunde etwas auseinander.
Jake biss die Zähne zusammen.
„Ich sehe nichts", sagte Rango. „Die Kugel muss weiter drinnen liegen."
„Dann versuch es zuerst mit der Pinzette", sagte Jake mit leichtem Zittern in der Stimme.
Sofort holte Rango die Pinzette zur Hand. Vorsichtig schob er damit das gerötete Fleisch etwas zur Seite. Jake hatte das Gefühl, jeden Moment seine Zunge abbeißen zu müssen.
Rango biss sich auf die Unterlippe. Er konnte sich in etwa vorstellen, was Jake für Schmerzen litt. Am liebsten hätte er aufgehört, aber dann hätte Jake sich nur noch umso mehr aufgeregt. Und er wusste, wie schnell eine wütende Klapperschlange ausrasten konnte.
Jake zitterte, als Rango die Pinzette weiter vorwärts schob. Doch so sehr sich das Chamäleon bemühte, er konnte keine Kugel finden.
„Tut mir leid, aber ich kann einfach nichts erkennen. Anscheinend ist die Wunde wieder zu… ."
Er brach ab. Er ahnte, was jetzt kommen würde.
„Dann nimm das Messer", keuchte Jake. Es fiel ihm nicht leicht zu sprechen.
Mit zittrigen Händen griff Rango nach dem gefährlichen Instrument. Wenn er jetzt einen Fehler machte... . Er wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Jake wusste, was er riskieren würde.
Er atmete noch mal tief durch. Dann griff er erneut nach der Pinzette und setzte das Skalpell an.
Jake stieß einen erstickten Schrei aus und zuckte reflexartig zusammen.
Rango schrie erschrocken auf. „Aua!"
Jake drehte sich um. Rango war zurückgewichen und besah sich zitternd seine Hand.
„Jetzt hab ich mich selber geschnitten", jammerte er.
Jake schnaubte genervt. „Kümmere dich nicht darum! Mach weiter!"
Ängstlich machte Rango sich wieder an die Arbeit. Er spürte, wie ihm die Übelkeit hochkam. Denn kurz nachdem er mit der Klinge ausgerutscht war, hatte die Wunde an seiner Hand sofort zu bluten angefangen. Seine Beine kribbelten und er kämpfte gegen einen Schwächeanfall.
Lass es endlich vorbei sein, dachte er.
Nachdem er noch mal einen tiefen Atemzug genommen hatte, setzte er erneut Pinzette und Messer an. Diesmal konnte Jake sich etwas besser beherrschen. Aber der Schmerz war sogar für ihn zu viel. Krampfhaft kniff er die Augen zusammen, konnte aber ein leichtes Zittern nicht unterdrücken.
Rango hielt inne.
„Mach weiter!", zischte Jake mit zusammengebissenen Zähnen.
Rango hatte das Gefühl, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Er zwang sich dazu nicht weg zu sehen, als er vorsichtig mit dem Skalpell die untere Hautschicht durchtrennte. Nachdem er ein paar Einschnitte getan hatte, schob er die Pinzette erneut vor.
Jake atmete laut, während Rango sich so sorgsam wie nur möglich durcharbeitete. Jake hatte gehofft, ihm irgendwelche Anweisungen zu geben, konnte aber kein Wort aufbringen, da er befürchtete, er könnte vor Schmerz schreien.
Rango hielt inne. Er meinte etwas im Schein der Laterne aufblitzen zu sehen.
„Ich glaub… ich glaub, ich sehe sie."
„Dann hol sie raus!", schrie Jake mit schmerzverzerrtem Gesicht. Man hatte den Eindruck, als ob er jeden Moment in Tränen ausbrechen würde.
Eilig griff Rango mit der Pinzette zu. Doch kaum hatte er die Kugel zu fassen gekriegt, rutschte ihm die Kugel aus der Pinzette raus.
„Ich hab sie verloren!"
Jakes Atmung war inzwischen zu einem hysterischen Stöhnen geworden. Der Schmerz trieb ihn in den Wahnsinn.
„Hol das verdammte Ding raus!", schrie er und stieß einige unverständliche Flüche aus.
Rango merkte, wie seine Beine wankten. Verzweifelt schüttelte er den Kopf und versuchte wieder klar zu denken. Er durfte jetzt nicht aufgeben. Er hatte die Wunde bereits geöffnet. Wenn er die Kugel jetzt drinnen lassen würde, würde es sich nur noch verschlimmern. Das wäre Jakes Ende.
Nachdem er noch mal ein paar tiefe Atemzüge genommen hatte, schob er die Pinzette wieder in die Wunde hinein und versuchte die Kugel wieder zu finden.
Jake gab sich alle Mühe ruhig zu bleiben. Doch je weiter Rango in die Wunde vorstieß, umso mehr krampfte sich sein Körper zusammen. Er kniff die Augen zusammen. Seine Lippen bebten vor Schmerz. Am liebsten hätte er geschrieen.
Rango pochte das Blut durch den Kopf, bemühte sich aber den aufkommenden Schwächeanfall zu verdrängen. Da, etwas blinkte auf. Instinktiv packte er mit der Pinzette danach.
Jake schrie auf. Tränen rannen ihm übers Gesicht.
Zum Glück hatte Rango keine Zeit darauf zu achten. Kaum hatte er die Kugel in der Pinzette gespürt, zog er sie vorsichtig raus, damit er sie nicht noch mal verlor.
Kaum hatte er sie draußen, warf er sie von sich. Die Kugel flog durch die Luft und landete mit leisem Klirren auf dem steinigen Boden.
Fassungslos, starrte Rango auf die blutverschmierte Kugel.
Seine Beine wurden schwach. Dann sank er zu Boden und lehnte sich gegen Jake.
Er konnte es immer noch nicht glauben.
„Ich hab's geschafft", wisperte er. Er hatte eine Kugel entfernt!
Sein ganzer Körper bebte vor Aufregung. Langsam ließ das Zittern nach und er wurde ruhiger. Erst jetzt nahm er das erschöpfte Keuchen von Jake wahr.
Mit wackligen Knien stand Rango auf.
„Jake, ich hab's geschafft! Ich hab die Kugel rausgeholt. Jake?"
Doch außer dem heftigen Atmen war nichts zu hören.
Zögernd ging Rango zu Jakes Kopf.
Die Klapperschlange hatte die Augen geschlossen und keuchte schwer. Besorgt beugte sich Rango zu ihm runter und strich ihm über den Hals. „Hey, es ist vorbei."
Er stutzte, als er die Tränen auf Jakes Gesicht bemerkte. Für einen Moment war Rango sprachlos. Noch nie hatte er Jake weinen gesehen. Ein ungewöhnlicher Anblick. Noch dazu bei einem brutalen Killer.
Jake blinzelte. Als er merkte, wie Rango ihn anstarrte, wandte er sich hastig ab.
Diese Schande! Sich vor einem kleinen Reptil so zu demütigen. Für einen Moment war ihm die Demütigung sogar schlimmer als der Schmerz, der immer noch in seiner Wunde pulsierte.
Rango merkte, dass er den Stolz der Schlange verletzt hatte.
Still hob er die Arztinstrumente auf und wusch sie im Fluss aus. Dann reinigte er sie sorgsam mit Alkohol.
Er zuckte zusammen, als die chemische Flüssigkeit seine Schnittwunde an seiner Hand berührte. Etwas besorgt betrachtete er seinen „OP-Unfall". Die Schnittwunde war etwas gerötet, tat aber nicht besonders weh. Mit zusammengebissenen Zähnen reinigte er sie noch mal mit Alkohol und verband sie anschließend mit einem kleinen Verband.
Er warf einen Blick zu Jake rüber, der immer noch gekränkt von ihm abgewandt, auf dem Boden lag.
Rango hätte seine Wunde am liebsten noch mal desinfiziert, hielt es aber für das Beste Jake in Ruhe zu lassen. Die ganze Operation war schon Stress genug gewesen.
Er seufzte und ließ sich erschöpft neben dem Lagerfeuer nieder. Die ganze Aufregung hatte ihn sehr müde gemacht. Kaum hatte er sich hingelegt, war er auch schon eingeschlafen.
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