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Published: 2015-02-09 15:44:19 +0000 UTC; Views: 715; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description
13. Deep in thoughtNachdem Jake gehört hatte, dass Rango sich hingelegt hatte, ließ er noch eine Weile verstreichen. Dann drehte er sich langsam um und beobachtete ihn, um sicher zu sein, dass er auch wirklich schlief. Einen weiteren Blick von ihm konnte er jetzt nicht vertragen. Die ganze Szene von vorhin war ihm immer noch total peinlich. Von jedem hätte man erwarten können zu weinen. Aber nicht er.
Noch etwas verkrampft kroch Jake ans Wasser, um etwas zu trinken. Seine Wunde tat zwar immer noch weh, aber zumindest war die Kugel draußen, sodass wenigstens keine große Gefahr mehr für ihn bestand. Still neigte er seinen Kopf übers Wasser und nahm ein paar Schlucke.
Gedankenverloren starrte er ins Wasser. Es war schon merkwürdig, dass es an manchen Orten so viel Wasser gab wie man wollte. Und an anderen Orten wiederum wurde Wasser wie Gold gewertet. Genauso wie in der Stadt Dreck. Zumindest damals. Bis dieses Chamäleon in diese Stadt kam und auf beeindruckende Art und Weise das Wasser wieder zurückbrachte.
Jake hielt inne.
Es war ihm ein Rätsel, dass ausgerechnet ein verwöhntes, schwaches Haustier, das sich durch Lügen seine Existenz gegründet hatte, so hoch aufsteigen konnte.
Im Gegensatz zu ihm, der sich durch harte, aber realistische Taten seinen Ruf erarbeitet hatte. Wenn auch einen recht beängstigenden, negativen Ruf. Überall wo er hinkam verbreitete er Angst und Schrecken. Nichts und niemand hatte sich jemals freiwillig mit ihm messen wollen. Nicht einmal die härtesten Typen des Westens. Bis auf ein paar Verrückte, die davon überzeugt waren, dass sie ihn besiegen könnten. Amos, der damalige Sheriff, war einer davon gewesen. Der aber, wie alle anderen, mit seinem Leben dafür bezahlt hatte.
Dann kam Rango, der sich sogar mit ihm auf eine Stufe stellte und behauptete, er wäre sein Bruder. Im Grunde hatte Jake die größte Wut auf ihn gehabt. Noch nie hatte einer seiner Gegner es gewagt, sowas von sich zu behaupten.
Jake stieß ein leises Schnauben aus, bemühte sich aber seinen vergangenen Ärger zu unterdrücken. Wenn er so eine große Wut auf diese Echse gehabt hatte, warum hatte er ihn kurz nach ihrem Duell nicht getötet?
„Nur eine Kugel", murmelte er leise.
Diese eine Kugel hatte ihn so beeindruckt. Selbst er hätte das alles nie mit nur einer Kugel fertig gebracht. Und nebenbei bemerkt, hatte Rango mit dieser Kugel verhindert, dass der Bürgermeister ihn erschossen hatte. Wenn Rango die Kugel nicht vorher aus seinem Revolver entfernt hätte, als er sie dem Bürgermeister überreicht hatte, so wäre das wirklich sein Ende gewesen. Somit hatte diese eine Kugel nicht sein Leben beendet, sondern gerettet. Auch das Leben von Rango, als sie das Glas vom Tresor aufgebrochen hatte.
Jake schmunzelte. Nur leider hatte er wegen dieser Kugel heute viel Ärger gehabt.
Sein Blick wanderte wieder zu Rango, der immer noch friedlich neben dem Lagerfeuer lag.
Jake seufzte. Er war so anders, als alle anderen Gesetzeshüter, denen er zuvor begegnet war. Die meisten hatten Hass auf ihn und trotzdem Angst. Nur Rango hatte es einmal gewagt, ihm ohne Angst und Bange entgegen zu treten. Das alleine hatte ihn schon beeindruckt, aber so etwas wie heute, hatte er noch nie erlebt. Selbst Amos hätte sich ihm gegenüber nie so verhalten wie Rango heute. Jake hatte immer einen Arzt gefunden, den er einschüchtern konnte, um ihn zu verarzten. Aber in diesem Fall hatte jemand ihm freiwillig seine Hilfe angeboten.
Ein Sheriff.
Jeder andere hätte ihn vermutlich verrecken lassen oder den Gnadenschuss gegeben. Aber Rango war völlig anders.
Jake kroch zum Lagerfeuer und ließ seinen Blick auf Rango ruhen.
„Du und der Sheriff, ihr beide seid euch ähnlicher als du denkst. Ihr seid beide Legenden."
Jake gab es ungern zu, aber der Bürgermeister hatte irgendwie Recht gehabt. Sie waren sich wirklich etwas ähnlich.
Schweigend rollte er sich ein, wobei er Rango nicht aus den Augen ließ.
Ein merkwürdiges Tier diese Echse, dachte er.
Rango war zwar schwach und verhielt sich immer leicht hysterisch. Trotzdem überwindet dieses scheinbar schwache Chamäleon immer wieder seine Angst. Das hatte er gemerkt, als er ihn beinahe totgebissen hatte.
Jake hatte im Leben weniger Angst gehabt. Nur Rango hatte ihm damals mehr als einmal Angst eingejagt. Einmal sein Trick mit dem Habicht und einmal, wie er seinen Revolver vor ihm gehalten hatte.
Noch nie hatte es jemand geschafft ihm Angst einzujagen. Aber das schwache Chamäleon hatte es geschafft.
Jake gähnte. Das viele Nachdenken machte ihn müde.
Langsam schloss er die Augen.
Seine Angst war irgendwie verschwunden. Wenn etwas passiert, wird Rango ihm bestimmt helfen.
Rango murmelte irgendetwas Unverständliches im Schlaf.
Jake lächelte.
Auf ihn konnte er sich verlassen. Er konnte ihm vertrauen.
Kurz bevor er einschlief, dachte er an ein paar letzte Worte. „Mein Bruder…"
Rango blinzelte. Die Dämmerung brach an. Müde schloss Rango wieder die Augen und streckte sich einmal ausgiebig. Dabei wanderte seine Hand auf den Boden.
Er stutzte. Statt einer weichen Matratze, fühlte er lauter kleine Steinchen. Steine? Seit wann gab es in seinem Bett Steine? Oder war das nicht sein Bett? Wenn nicht, warum lag er nicht im Bett?
Unsicher öffnete er die Augen. Verwundert setzte er sich auf. Um ihn herum waren Bäume und nicht weit entfernt ein großer Fluss.
So langsam fiel Rango alles wieder ein.
Aber das war doch verrückt!
Das kann doch nur alles ein Traum gewesen sein.
Oder hatte er wirklich eine Kugel entfernt?
Er fuhr zusammen, als er ein leises Stöhnen vernahm. Langsam drehte er sich um.
Dann wusste er… es war kein Traum gewesen.
Jake lag eingerollt dicht neben ihm und atmete ruhig und gleichmäßig.
Mit einem flauen Gefühl im Magen stand Rango auf und ließ seinen Blick auf der großen Klapperschlange ruhen.
Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, was sich gestern alles abgespielt hatte.
Alles kam ihm so unrealistisch vor.
Er hatte eine OP durchgeführt. Noch dazu an einer Klapperschlange.
Und dann noch der große Schreck wegen Mister Wheeler…
Rango hielt inne. Mister Wheeler hatte er fast vergessen.
Hastig sah er sich nach allen Seiten um. Ob er ihm über Nacht gefolgt war und ihn beobachtete?
Prüfend suchte Rango die Umgebung rund ums Lagerfeuer ab. Doch niemand war zu sehen. Weder eine verdächtige Person, noch sonst etwas Auffälliges.
Rango stoppte, als vor seinen Füßen etwas klimperte. Er sah auf den Boden.
Eine mit altem Blut verklebte Kugel lag zwischen den Steinen.
Er bückte sich und hob sie auf.
Seine Kugel. Er erkannte sie sofort.
Die Kugel, die er gestern entfernt hatte.
Er drehte sich um, als er Jake wieder leise stöhnen hörte. Zögernd ging er zu ihm hin. Kurz vor dem Kopf blieb er stehen. Es wunderte ihn, dass Jake noch nicht aufgewacht war.
Rangos Blick wanderte zu den Bergen hoch. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten über den hohen Hügeln auf. Noch lag das Tal im Schatten und verbreitete eine morgendliche Kälte. Aber der Anblick war wunderschön.
Rango seufzte. Dieser Anblick ließ seine Natur-Romantik-Stimmung wieder hochsteigen. Am liebsten hätte er eine Ballade darüber verfasst, als sich die Klapperschlange zu bewegen begann.
Respektvoll wich Rango ein paar Schritte zurück. Er hielt den Atem an, als Jake langsam seine Augen öffnete.
Für einen Moment war Rango sich nicht sicher, ob er besser weggehen sollte. War Jake immer noch sauer wegen gestern?
Endlich war Jake aufgewacht und gähnte. Rango bekam eine Gänsehaut, als er die Giftzähne sah.
Unsicher hob er die Hand. „Morgen."
Jake sah ihn an. „Na? Lebst du noch?"
Unsicher blickte Rango zu Boden. „Ja."
Es entstand eine Stille. Rango wusste einfach nicht, was er sagen sollte.
„Wie geht's dir?", fragte er schließlich.
„Nicht schlecht", antwortete Jake und streckte seinen Hals. „Tut zwar noch etwas weh…"
„Darf ich noch mal sehen?"
Wortlos legte Jake sich hin. Sorgsam besah Rango sich die geöffnete Wunde. Sie war noch verkrustet vom getrockneten Blut, sah aber jetzt nicht mehr so schlimm aus wie letzte Nacht.
„Ist wohl das Beste ich desinfiziere sie noch mal."
Jake seufzte. „Wenn es sein muss."
Rango wunderte sich etwas, dass Jake ihm wegen letzter Nacht keinen großen Vorwurf machte, weil er ihn weinen gesehen hatte.
Jake beobachtete ihn, wie er wieder Watte und Alkohol zur Hand nahm und damit die Watte tränkte. Dabei fiel sein Blick auf Rangos Wundverband, der um seine Hand gebunden war.
„Was ist eigentlich mit deiner Hand?"
Rango sah auf. „Nur ein leichter Schnitt. Nichts weiter."
„Lass mal sehen."
„Da gibt es nichts zu sehen. Es tut gar nicht mehr weh."
Jake zischte leise. „Lass mich trotzdem mal sehen."
Gehorsam streckte Rango seine Hand aus und wickelte den Verband ab.
Es sah wirklich nicht schlimm aus. Die Schnittwunde war sogar fast wieder verheilt.
Jake schüttelte leicht den Kopf. „Na hoffentlich konntest du mein Blut vertragen."
Rango lächelte gequält. „Das hoffe ich auch. Solange du meins vertragen konntest."
Schweigend sahen sie sich an.
Rango war der Erste, der die Stimme wiederfand. „Dann wären wir wohl jetzt Blutsverwandte, oder?"
Gespannt sah er Jake an.
„Jetzt rede nicht so sentimentalen Quatsch", sagte Jake monoton und drehte sich um. „Denk nicht, dass du etwas Besonderes bist."
Schweigend band sich Rango den Verband wieder um seine Hand und nahm die feuchte Watte wieder zur Hand. Doch als er vor der Wunde stand, zögerte er.
„Das wird jetzt etwas wehtun", sagte er.
Jake schnaubte leise. „Ach, echt jetzt?", sagte er sarkastisch.
Hastig strich Rango mit der Watte darüber.
Jakes Körper krampfte sich zusammen.
„Schon fertig", meldete Rango. „Soll ich noch etwas auf die Wunde drauf tun?"
Jake seufzte. „Normalerweise muss man das vernähen."
Rango zuckte zusammen, wobei er Jake bittend ansah. Eine weitere OP wollte er nicht noch mal durchführen.
Jake nickte verständnisvoll. „Na gut. Dann lege etwas anderes darauf."
Sofort suchte Rango in der Arzttasche nach etwas passendem. Dann schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte und holte eine Packung Kompressen heraus.
Das Problem war allerdings, wie er sie fixieren sollte. Der Wundverband konnte immer wieder runterrutschen.
Da kam Rango eine Idee. Jake könnte die Kompresse mit seinem Revolvergürtel fixieren. Allerdings musste Jake dafür seinen Revolvergürtel etwas höher schnallen; was Jake nur ungern tat. Er kam sich damit ziemlich lächerlich vor. Aber es erfüllte seinen Zweck. So war die Wunde wenigstens geschützt.
Als Rango die Kompresse noch mal kontrollierte, ob sie auch richtig saß, nickte er zufrieden.
„Okay. Das passt", meinte das Chamäleon.
Nachdem er alles wieder in der Tasche verstaut hatte, sah er auf. Die ersten Sonnenstrahlen waren ins Tal vorgedrungen.
„Die Sonne geht langsam auf", meinte Rango bedächtig und warf Jake einen fragenden Blick zu.
Jake nickte. „Wir sollten besser machen, dass wir von hier wegkommen."
„Denkst du, du schaffst das?"
Etwas zittrig richtete sich Jake auf. „Ich denke schon."
Rango holte seinen Roadrunner zu sich heran. Besorgt sah er auf Jake, der nicht gerade den fittesten Eindruck machte. Doch Jake sah Rango so entschlossen an, als ob er ihm sagen wollte, dass alles in Ordnung sei.
„Okay", sagte Rango und stieg auf seinen Roadrunner. „Gehen wir!"