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#14 #bullet #chapter #jake #one #rango #rattlesnake #silence
Published: 2015-02-10 11:44:17 +0000 UTC; Views: 873; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description
14. Deceptive silenceDie warmen Sonnenstrahlen erhellten das Waldgebiet, als Jake und Rango weiter nach Süden marschierten.
Rango atmete tief ein. Die morgendliche Waldluft war eine Wohltat für sein gestresstes Gemüt. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würden das Waldgebiet verlassen und in die ihnen bekannte Wüste kommen. Sein Blick wanderte nach hinten.
Jake war ein Stück zurück geblieben und kam nur langsam vorwärts, da ihm die Wunde immer noch wehtat.
„Geht's dir gut?", fragte Rango vorsichtig.
„Das fragst du mich jetzt schon zum x-ten-mal", knurrte Jake. Offensichtlich war ihm sein langsames Tempo gegenüber dem Chamäleon peinlich.
Rango sagte nichts, sondern wartete geduldig bis Jake ihn eingeholt hatte.
Als er damals verletzt gewesen war, hatte Jake zwar keine große Rücksicht auf ihn genommen, wollte ihm gegenüber aber nicht hart durchgreifen. Dazu war er viel zu gutmütig.
Jake schnaubte leise, als er an Rango vorbeikroch. Dass die Echse Rücksicht auf ihn nahm, war für ihn als großen Killer demütigend.
„Warum trägst du eigentlich die Arzttasche mit dir herum?", fragte Jake, um Rango abzulenken.
Rango verschränkte die Arme. „Nun, streng genommen, habe ich sie gestohlen. Aber da ich nun mal ein gesetzestreuer Bürger bin, werde ich die Tasche per Paket zurückschicken, wenn ich wieder in Dreck bin."
Jake schüttelte missbilligend den Kopf. So viel Ehrlichkeit war er nicht gewohnt.
Schweigend marschierten sie weiter.
„Hey! Sieh mal!", rief Rango und deutete nach vorne. „Ich glaub, diese Ebene kenn ich. Dort ist auch schon die Wüste!"
Jake folgte seinem Blick. Er und Rango befanden sich auf einem Hügel und konnten von dort, in der Ferne, die unendlichen Weiten der kargen Wüste erkennen.
Aufgeregt wippte Rango auf seinem Roadrunner auf und ab. „Na dann nichts wie hin! Auf nach Hause!"
Er gab seinem Huhn die Sporen, hielt aber sofort wieder an, als ihm einfiel, dass Jake nicht so schnell mithalten konnte.
Gemeinsam kletterten sie die steinigen Hügel runter, die mit Nadelbäumen gesäumt waren.
Endlich waren sie in der Ebene angekommen. Jetzt trennten sie nur noch wenige Bäume von der Wüste. In diesem Moment, als Rango nach vorne stoben wollte, hielt Jake ihn zurück.
„Warte! Findest du es nicht etwas merkwürdig, dass wir ohne Probleme durchgekommen sind?"
Rango sah ihn verwundert an. „Was meinst du?"
„Streng mal dein Gehirn an! Hast du Mister Wheeler schon wieder vergessen?"
Rango stutzte und sah sich suchend um. Doch alles blieb still.
Eine Weile schwiegen beide und lauschten. Doch alles blieb still. Außer ihnen schien keiner hier zu sein.
Rango zuckte die Achseln. „Ach, vielleicht war das alles nur eine leere Drohung gewesen."
Jake war sich da nicht so sicher. Er traute dem Frieden nicht.
Rango seufzte. „Also hier bleiben können wir jetzt auch nicht."
Mit diesen Worten lenkte er den Roadrunner nach vorne und ritt im langsamen Schritt zum Waldrand. Jake folgte ihm vorsichtig.
Endlich hatten sie die letzten Bäume erreicht.
Vor ihnen erstreckte sich das offene Wüstenland.
Unsicher sah Jake sich suchend nach allen Seiten um. Rango tat es ihm gleich.
Alles schien völlig normal zu sein. Niemand war zu sehen. Gerade als Rango etwas sagen wollte, wich Jake zurück.
„Das gefällt mir nicht", sagte die Klapperschlange und zog sich hinter einem der Nadelbäume zurück.
„Ich sehe aber niemanden", meinte Rango. Doch er musste einsehen, dass es keinen Zweck hatte, Jake mit Worten aus dem Versteck herauszulocken.
Er seufzte.
„Also gut. Dann bleib hier. Ich werde nachsehen."
Mit diesen Worten stieg Rango vom Roadrunner runter und marschierte ein paar Schritte nach vorne auf die freie Fläche.
Prüfend sah er sich um. Dann ging er ein paar Schritte weiter und verharrte. Alles blieb ruhig. Er drehte sich um.
„Ich sehe niemanden. Komm, Jake! Ich glaube, wir sind sie los!"
Doch Jake dachte nicht daran, so leichtsinnig sein Versteck im Wald zu verlassen.
„Warte einen Moment."
Mit diesen Worten neigte er seinen Kopf auf den Boden.
Rango sah ihn schief an. „Ist etwas?"
„Pssst", zischte Jake.
Sofort hielt Rango seinen Mund geschlossen.
Jake schloss die Augen, so als ob er nach etwas lauschen würde.
Rango wusste nicht viel über Schlangen-Biologie, aber er meinte, sich zu erinnern, dass Schlangen ein Gespür für Vibrationen haben. Ob Jake danach suchte?
Er ließ seine Augen wandern. Alles schien friedlich.
Eine ganze Weile verstrich.
So langsam wurde Rango unruhig.
„Äh… Jake?"
Plötzlich riss Jake die Augen auf.
„Deckung!"
Schnell zerrte er Rango mit sich hinter die Bäume. Kurz darauf fielen mehrere Schüsse.
Rango war so erschrocken, dass er sich ängstlich an Jakes Körper festkrallte.
Dann hörten die Schüsse auf und eine unheimliche Stille trat ein.
Beide wagten kaum zu atmen.
Jake war der Erste, der einen Blick nach vorne riskierte. Angestrengt versuchte er zu ergründen, woher die Schüsse gekommen waren. Dabei fiel sein Blick auf einen kleinen Felsen, der nicht weit vom Waldrand entfernt stand, und mit verdorrten Sträuchern überwuchert worden war.
Auf einmal traten mehrere Gestalten hinter dem Felsen hervor. Eine davon erkannte er sofort.
„Flucht ist zwecklos!", hörte er Mister Wheeler zu ihnen rüber rufen. „Das gesamte Gebiet ist umstellt! Ihr könnt nicht entkommen! Ich rate euch, euch zu ergeben!"
Wütend feuerte Jake ein paar Schüsse ab. Auf keinen Fall wollte er sich ergeben.
Sofort gingen Mister Wheeler und seine Leute wieder hinter dem Felsen in Deckung.
„Jake, hör auf!", rief Rango und hielt Jake am Schwanzende fest. „Das hat doch keinen Zweck."
„Was willst du damit sagen?!", schnauzte Jake ihn an. „Oder willst du dich diesem Idioten ergeben?!"
„Das habe ich damit nicht gemeint, aber…"
„Du hast gut reden!", fiel Jake ihm ins Wort. „Du kannst wahrscheinlich entkommen. Aber mich wird er glatt abknallen!"
„Jetzt sei ruhig!", unterbrach ihn Rango. „Lass uns erst mal Ruhe bewahren. Ich glaube kaum, dass Mister Wheeler sich so einfach wegjagen lässt."
„Und was willst du jetzt tun?"
Rango blickte zu Boden und zuckte die Achseln. „Ich weiß es noch nicht. Lass mich mal nachdenken."
„Dann denk schneller", sagte Jake nervös. „Der wird bestimmt nicht bis Ende des Jahres warten."
„Sei doch bitte mal ruhig."
Widerwillig hielt Jake seinen Mund geschlossen, während Rango unruhig auf und ab ging.
Was sollten sie jetzt machen? Der einzige Weg, der sie in die Freiheit führte, war über die ungeschützte Wüstenebene. Wenn sie in ihre Heimat flüchten würden, dann wären sie eine leichte Beute. Ohne Schutz konnten sie unmöglich an ihnen vorbei.
„Gebt auf!", rief Mister Wheeler wieder. „Oder wir machen kurzen Prozess mit euch!"
„Halten Sie die Klappe!", schrie Jake.
Rango hörte seinen Roadrunner neben sich gackern. Die ganze Unruhe machte das Tier nervös. Rangos Augen wanderten wieder zu Jake. Von Jake konnte er keine große Hilfe erwarten, da er immer noch verletzt war, und somit nicht voll einsatzfähig war. Es lag jetzt an ihm selber etwas zu unternehmen. Aber was?
Wieder sah er sich um. Rund um den Waldrand gab es nichts, wo sie sich verstecken könnten, um unerkannt zu entkommen.
Niedergeschlagen ließ Rango die Schultern hängen. Auf keinen Fall soll seine ganze Aktion umsonst gewesen sein.
„Hör zu", begann Rango leise. „Ich werde sie ablenken und du versuchst an ihnen vorbeizukommen."
Jakes Augen weiteten sich. Diesen Vorschlag hatte er von Rango nicht erwartet.
„Bist du verrückt?", fragte er noch ganz irritiert. „Was glaubst du, was die mit dir machen?"
„Keine Sorge", sagte Rango und hob die Hand. „Die sind nur hinter dir her. Wenn ich sie ablenke, versuchst du dich an ihnen vorbei zu schleichen. Falls es gefährlich für dich wird und sie dich entdecken, dann feuerst du."
„Das ist doch idiotisch."
„Hast du eine bessere Idee?"
Jake schwieg. Im Moment fiel ihm auch nichts anderes ein. Es gab nur diesen einen Weg nach vorne. Und zurück konnten sie auch nicht mehr. Anscheinend hatten sie keine andere Möglichkeit. Trotzdem missfiel Jake diese Idee. Diese Echse war merkwürdig. Jetzt will er auch noch sein Leben opfern? Jake gab es ungern zu, aber er wollte es nicht sehen. Wollte nicht sehen, wie dieser Sheriff stirbt. Weder heute noch damals.
„Ich gebe euch jetzt noch eine Minute!", schrie Mister Wheeler zu ihnen rüber. „Ansonsten greifen wir an!"
Jake sah Rango an. „Hör zu. Du musst das nicht tun."
Rango machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich bin schnell. Ich schaff das."
Er winkte seinen Roadrunner zu sich heran und stieg auf.
„Sobald ich drüben bin, kriechst du so schnell du kannst aus dem Wald. Aber am besten ein paar Meter weiter weg von dem Felsen, damit sie dich nicht sehen."
Jake sah ihn viel sagend an. Rango nickte ihm zu und wollte gerade los, als Jake ihn zurück hielt.
„Warte! Beantworte mir vorher noch eine Frage." Er machte eine Pause bevor er weiter sprach. „Hättest du mir auch geholfen, wenn ich dir damals nicht geholfen hätte?"
Er sah ihn eindringlich an. Er wollte die Wahrheit wissen.
Rangos Augen verengten sich. „Ja."
Er hielt seine Hand hoch, um der immer noch der Wundverband gewickelt war.
„Wir sind doch Brüder, oder?"
Jake schwieg. Dann wich er langsam zurück. Rango deutete seine Geste, als stumme Zustimmung. Schließlich drehte sich die große Klapperschlange um und kroch im Schutz der Bäume am Waldrand entlang. Rango sah ihm nach, bis die Schlange hinter den Bäumen verschwunden war.
„Lebwohl, mein Bruder", murmelte er leise. Er spürte, wie sich seine Hände auf den Zügeln verkrampften.
Dann gab er sich einen Ruck, atmete noch einmal tief durch und trieb sein Reittier nach vorne auf die freie Wüstenfläche.
Kaum hatte er die Bäume hinter sich, gab er dem Roadrunner gehörig die Sporen und galoppierte rüber zum Felsen.