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#16 #bullet #chapter #injured #jake #one #pride #rango #rattlesnake
Published: 2015-02-12 13:36:48 +0000 UTC; Views: 720; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description
16. Injured prideAls Rango den Schuss hörte, zuckte er zusammen.
Er wartete auf den Todesstoß. Dass der Tod ihn mitnahm, egal wohin. Das Einzige, was ihn wunderte war, warum er keine Schmerzen spürte. Fühlte sich der Tod so an?
Wieder hörte er Schüsse.
Zögernd öffnete Rango die Augen.
Mister Wheeler stand immer noch vor ihm und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand.
Rangos Blick wanderte zu Jake. Doch er hatte weder geschossen, noch hatte er sich von der Stelle bewegt. Die anderen Frettchen sahen wie eine Herde aufgescheuchter Hühner aus und sahen sich suchend nach allen Seiten um.
Wieder Schüsse.
Erschrocken sprangen die Frettchen zur Seite, konnten aber nicht erkennen woher die Schüsse kamen.
„Legt eure Waffen nieder und verschwindet!", rief eine weibliche Stimme.
Die Stimme kam eindeutig aus dem Wald. Alle Augen wanderten nach oben.
Rango glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
Oben auf einem Baum stand, mit einem Gewehr und einem Revolver bewaffnet, Bohne.
Sie hatte die ganze Zeit in der Nähe gelauert und bevor Mister Wheeler auf Rango schießen konnte, hatte sie dem Geschäftsmann die Waffe aus der Hand geschossen.
Gerade wollte Mister Wheeler seine Waffe wieder aufheben. Doch Bohne war schneller und schoss erneut auf die Waffe. Die Waffe flog ein paar Meter weiter weg.
„Verschwinden Sie!", rief sie drohend.
Wütend knurrend wich Mister Wheeler zurück, wobei er Rango und Jake einen grimmigen Blick zuwarf.
„Diesmal sind Sie noch davongekommen. Aber das wird euch noch leid tun."
Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte, zusammen mit seinen Kumpanen, in den Wald hinein. Bohne verfolgte sie mit ihrem Blick. Noch einmal feuerte sie ein paar Warnschüsse ab, dann waren die Frettchen hinter dem Hügel verschwunden.
Bohne kletterte vom Baum runter. Kaum war sie unten angekommen, ging sie schnurstracks auf Rango zu. Dieser war immer noch völlig verwirrt.
„Bohne? Was machst du denn hier?"
„Dachtest du wirklich, ich würde dich alleine gehen lassen? Der Arzt hat dir ausdrückliche Ruhe verordnet. Aber nein, du wolltest unbedingt weg."
Verlegen kratzte sich Rango am Kopf. „Wie lange bist du eigentlich schon hier?"
„Lang genug." Bohne reichte ihm den Revolver, den sie zuvor benutzt hatte.
„Dein Revolver. Hab ich im Wald gefunden."
Zögernd nahm Rango die Waffe.
Bohne hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und sah ihn streng an. Mit einem Blick als wollte sie sagen: Ich erwarte eine Erklärung. Was hast du dazu zu sagen?
Rango mochte es nicht, wenn sie ihn so streng ansah und schaute nervös auf seine Finger.
Zum Glück sagte Jake in diesem Moment etwas.
„Sieh mal einer an", sagte er. „Noch ein bekanntes Gesicht." Er grinste breit und schien seinen Schock komplett vergessen zu haben. Aber vielleicht tat er auch nur so, um seinen Schock zu verbergen.
Bohne schnaubte leise, als hätte Jake sie mit seiner Bemerkung beleidigt.
„Bohne", begann Rango. „Ich kann dir die Situation erklären."
Bohne hob die Augenbrauen. „Na da bin ich ja mal gespannt."
„Was soll er dir erklären?", fragte Jake spöttisch.
„Zum Beispiel, warum ich hier sehe, dass sich ein Sheriff mit einem Kopfgeldjäger gegen einen angesehenen Bürger verbündet", plapperte Bohne drauflos. „Warum musste ich eigentlich zu Hause bleiben, wenn es so gefährlich ist? Ich sehe auf jeden Fall nicht ein, dich hier einfach so alleine zu lassen. Noch dazu, wenn ein Killer in der Nähe ist. Ich war den ganzen Tag und die ganze Nacht in deiner Nähe, um dafür zu sorgen, dass dir nichts passiert. Und was muss ich sehen? Du erschießt Jake fast, und holst bei ihm die Kugel wieder raus? Manchmal verstehe ich dich echt nicht! Das ist doch alles total…"
Sie erstarrte.
Rango seufzte. Wieder einmal hatte Bohne ihren merkwürdigen Erstarrungsmoment.
Er sah zu Jake, der sie etwas irritiert anschaute, und sich wunderte, warum sie auf einmal aufgehört hatte zu reden.
„Das macht sie oft, wenn sie sich aufregt", erklärte Rango. „Ist ein Überlebensreflex. Das machen viele Echsen."
Jake warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Das habe ich bei dir aber noch nie gesehen."
In diesen Moment durchfuhr Bohne ein Ruck.
„… verrückt! Und wenn du keine Erklärung dafür hast, dann weiß ich echt nicht, was ich noch von dir halten soll. Um ehrlich zu sein, kann ich es nicht fassen, dass du einem Killer hilfst. Ist dir nicht klar wen du neben dir hast? Warum hast du das getan?"
Sie warf einen strafenden Blick auf Rango.
Innerlich schmunzelte er. Wieder einmal hatte sie ihr Black-out nicht bemerkt. Sein Blick wanderte zu Jake. Dieser nickte gelassen.
Rango verstand und nahm Bohne beiseite.
„Hör zu. Ich werde dir jetzt sagen, was damals genau passiert war."
Schweigend hörte Bohne Rango zu. Wie er damals von Bills Leuten angeschossen worden war, und Jake ihn zurück in die Stadt gebracht hatte.
Jake saß in einiger Entfernung daneben und hörte ebenfalls zu. Aber vielleicht nur deshalb, damit Rango nicht schon wieder irgendwelche Lügen erzählte.
Nachdem Rango geendet hatte, entstand eine Pause.
Bohne warf abwechselnd einen Blick von einem zum anderen, wobei sie Jake kritischer beäugte als Rango.
„Und warum hast du mir das nicht vorher erzählt?", fragte Bohne.
„Nun..." Rango suchte nach einer passenden Antwort. „Ich dachte, du würdest mich für verrückt halten… Ich meine, ich wollte nicht, dass du dir irgendwelche Sorgen machst. Ich meine,…"
Er brach ab und warf Jake einen hilfesuchenden Blick zu. Doch Jake drehte sich einfach wortlos um. „Ich würde eher sagen, dass wir von hier abhauen sollten."
Rango atmete erleichtert auf. „Ja, genau das sollten wir machen."
Hastig ging er an Bohne vorbei und suchte nach seinem Roadrunner, der einige Meter weiter weg von der Gruppe nach etwas Essbaren auf dem Boden suchte.
Bohne wollte etwas sagen, hielt es aber für das Beste, vorerst zu schweigen. Bei Jakes Anwesenheit wollte sie sowieso nicht offen mit Rango reden.
Sie stieß einen grellen Pfiff aus. Es dauerte nicht lange und ein weiterer Roadrunner kam aus dem Wald angaloppiert. Mit Schwung stieg Bohne auf. Rango tat es ihr gleich. Er lächelte ihr zu, in der Hoffnung, sie dadurch etwas freundlicher zu stimmen. Doch Bohne hob nur den Kopf und ritt an ihm vorbei.
Rango seufzte. Jetzt war sie auch noch sauer auf ihn. Und er wusste nicht, ob es daran lag, dass er ihr gegenüber Geheimnisse hatte oder die Tatsache, dass er Jake verteidigt hatte.
Rango sah auf, als er Jake neben sich bemerkte.
„Ist wohl nichts mehr mit Held sein, oder?", fragte Jake leicht spöttisch, aber auch leicht mitfühlend.
Rango wunderte sich etwas, warum die Stimmung der Schlange so schnell umgeschlagen hatte. Vorher hatte er sich so große Sorgen um ihn gemacht, und jetzt war Jake wieder so wie immer. Rango schüttelte den Kopf. Manchmal verstand er diese Schlange wirklich nicht. Oder benahmen sich alle Schlangen so?
Wortlos ritt er hinter Bohne her, die schon ein ganzes Stück weit vorausgeritten war.
Auch Jake setzte sich in Bewegung, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
„Bohne, bitte nicht so schnell!", sagte Rango.
Genervt drehte Bohne sich um. Rango stand ein paar Meter hinter ihr und warf immer wieder einen besorgten Blick nach hinten.
Jake war ein Stück weiter zurück geblieben und schien Probleme zu haben. Er blieb immer nach einigen Metern stehen und keuchte, als ob er einen Marathon hinter sich gehabt hätte.
Rango sah zum Himmel hoch. Die Sonne schien fast senkrecht auf die Erde runter und ließ jedem ihre unbarmherzige Hitze spüren.
„Bei diesem Tempo kommen wir nie in der Stadt an", sagte Bohne gleichgültig.
Rango seufzte. Genau dasselbe hatte Jake vor wenigen Monaten auch zu ihm gesagt.
„Wollen wir nicht wenigstens eine Pause machen?", fragte Rango leise.
Bohne warf ihm einen strengen Blick zu. Doch Rango sah sie so bittend an, dass sie schließlich nachgab. „Also gut."
Jake war natürlich nicht begeistert, als Rango ihm eine kleine Rast anbot.
„Ich schaff das auch ohne Pause", knurrte er ihn an.
Rango ignorierte seine bissige Bemerkung und ritt einfach weiter, bis sie zu einer kleinen Felsengruppe kamen. Dort ließen er und Bohne ihre Roadrunner stehen und setzten sich in den Schatten. Nur Jake stand in einiger Entfernung sauer daneben.
Nachdem er eine Weile schmollend in der Sonne gestanden hatte, kroch er widerwillig ebenfalls in den Schatten. Allerdings im gebührendem Abstand.
Eine Stille trat ein. Auch Bohne und Rango wechselten kein Wort.
Bohne starrte nur nach vorne und Rango kämpfte damit, sich irgendeinen guten Gesprächsstoff einfallen zu lassen.
Nach einer Weile holte er tief Luft. „Bohne, hör zu. Ich kann verstehen, dass du sauer auf mich bist. Und vielleicht sogar mit Recht. Ich hätte dir nichts verheimlichen sollen. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dir nicht vertraue."
„Aber du hast mir versprochen, dass du mit mir immer über alles redest", erwiderte Bohne verbissen. „Und es ist bestimmt nicht in Ordnung, wenn du ihm Schutz gibst. Egal was er für dich getan hat. Er ist eine Gefahr für alle. Und bedenke, was er schon alles für Unschuldige umgebracht hat. Sogar fast mich…"
Sie brach ab, verzog aber keine Miene.
Rango wollte nach ihrer Hand greifen, doch Bohne zog ihre Hand zurück.
Rango seufzte. „Ich weiß, es ist verrückt. Aber egal was er dir angetan hat, sei bitte nicht so streng mit ihm. Jake und ich sind uns beide nun mal etwas schuldig. Ich kann ihn jetzt unmöglich seinem Schicksal überlassen."
Er machte eine kleine Pause. Bohne starrte immer noch nach vorne.
„Was immer du gerade denkst, bitte, gib ihm eine Chance."
Mit diesen Worten stand Rango auf und ging rüber zu Jake. Bohne blickte kurz in seine Richtung, richtet dann aber wieder ihren Blick geradeaus in die Ferne.
Als Jake Rango auf sich zukommen sah, stieß er ein Schnauben aus und wandte sich von ihm ab. Irritiert blieb Rango stehen.
„Redest du jetzt auch nicht mehr mit mir?"
Jake sagte nichts.
„Hör zu, ich bin sicher, dass sie niemanden von diesem Vorfall etwas verraten wird. Ich kenne Bohne. Wenn sie etwas verspricht, dann hält sie es auch."
„Es ist nicht nur das", sagte Jake ruhig, aber düster. „Wenn rauskommen sollte, dass mir ein Sheriff geholfen hat, dann bin ich meinen Ruf komplett los. Schließlich seid ihr beide nicht die Einzigen, die davon wissen."
„Du meinst Mister Wheeler?", fragte Rango unsicher.
Jake schwieg.
Erst jetzt wurde Rango klar, dass wenn Mister Wheeler es überall rum erzählen würde, dann wäre auch sein Ansehen als Sheriff getrübt. Ein Sheriff, der dem berüchtigtsten Killer verschont hatte? Wie sollte jemand einem solchen Sheriff noch vertrauen?
Gedankenverloren malte Rango mit seinem Stiefel Kreise in den Wüstensand.
„Bereust du es denn, dass ich dir die Kugel entfernt habe?"
Jake sah ihn an und schien nach einer Antwort zu suchen, zögerte aber zu antworten.
Wortlos schaute er auf seine Schusswunde, die immer noch mit dem Gürtel und der Kompresse verdeckt war.
„Stimmt was nicht?", fragte Rango.
Jake schüttelte den Kopf. „Ich hab nur nachgedacht, welchen Arzt ich aufsuchen soll, damit er die Wunde vernäht."
„In Dreck kenn ich einen guten Arzt..."
„Ach, und was willst du den Leuten dort erzählen? Die würden mich nur auslachen."
„Glaubst du? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich meine, du kannst ja außerhalb der Stadt warten und ich hole den Arzt."
„Hältst du das wirklich für klug?"
Beide fuhren herum.
Bohne war unbemerkt näher gekommen.
Jake zischte drohend. Rango spürte die wiederkommende Anspannung und versuchte sofort den alten Hass zwischen den beiden zu dämmen.
„Das war nur ein Vorschlag. Wenn dir der Vorschlag nicht gefällt, dann sag mir einen Besseren."
Bohne schaute zur Seite, was Jakes Misstrauen nur noch mehr entfachte.
„Verdammte Frau", murmelte er.
Jakes schlechte Laune gegenüber Bohne schien sich zu steigern, aber Rango vermutete, dass die Wunde eher daran schuld war. Jake war noch viel zu sehr gereizt von den ganzen Strapazen. Und dass er von der Schusswunde noch so geschwächt war, wollte er erst recht nicht gegenüber einer Frau zugeben.
„Wäre es nicht das Beste, wenn ihr euren Streit mal für einen Moment beiseite legen würdet?"
Jake zischte verärgert. „Halt du dich da raus!"
Auf einmal fegte ein heftiger Wind über die Landschaft. Rango konnte gerade noch seinen Hut festhalten, bevor dieser wegflog.
„Na das hat uns gerade noch gefehlt", meinte Bohne mürrisch und hielt sich schützend die Hand vor Augen. „Ein Sandsturm."
Rango hustete, als er eine ganze Ladung aufgewirbelten Sand in den Mund bekam.
„Dann sollten wir besser … (hust) nach einer geschützten Stelle suchen."
„Wer redet denn von „wir"?"
Rango sah Jake an. „Was soll das heißen?"
„Ich verschwinde."
„Das ist doch zu gefährlich."
„Lass mich einfach in Ruhe! Ich komme schon alleine klar. Und auf eure Hilfe kann ich getrost verzichten."
Mit diesen Worten drehte Jake sich um und kroch davon.
Rango sah ihm irritiert nach. „Äh… wo willst du hin? Du kannst doch nicht einfach…"
„Lass mich in Ruhe!"
Ohne sich umzudrehen, kroch Jake hinaus in den Sturm.
Etwas traurig sah Rango ihm nach. „Mein Bruder, du darfst nicht gehen", murmelte er leise. Aber keiner hörte es.
Rango wollte Jake nachlaufen, doch Bohne hielt ihn an der Schulter fest.
„Lass ihn doch wenn er nicht will."
Rango riss sich los. „Du hast ihn absichtlich gereizt."
„Was heißt hier gereizt? Ich hab nur eine Bemerkung gemacht und schon ist er beleidigt."
„Verletzte Klapperschlangen sind immer mies gelaunt. Das musst du doch wohl am besten wissen."
Den letzten Satz rief er etwas lauter aus als er gewollt hatte. Aber das reichte schon aus, dass Bohne ihm beleidigt den Rücken zuwandte.
Schnell versuchte sich Rango bei ihr zu entschuldigen. „Bohne, tut mir leid. Aber ich bin heute auch nicht gerade bester Laune. Innerhalb von zwei Tagen bin ich dreimal nur knapp dem Tode entkommen. Da kannst du nicht von mir verlangen starke Nerven zu haben."
Bohne erwiderte nichts.
Rango warf einen besorgten Blick in die Wüste, die nun vom aufgewirbelten Staub kaum noch zu sehen war. Rango beschlich ein mulmiges Gefühl.
Kurz entschlossen ging er zu seinem Roadrunner rüber und stieg auf.
„Wo willst du hin?", fragte Bohne gegen den Wind.
„Ich reite ihm hinterher."
„Aber Rango. Das ist für dich zu gefährlich. Jake wird schon klar kommen."
„Nicht in seinem Zustand."
„Jetzt sei doch vernünftig. Er ist ein Wüstentier. Er ist es gewohnt, bei diesem Wetter draußen zu sein."
Rango schüttelte den Kopf. „Sag mir meinetwegen was du willst. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt."
Ohne weiter auf Bohnes Kommentare zu achten, ritt Rango los, genau in die Richtung, wo Jake verschwunden war.