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#17 #bullet #chapter #jake #one #rango #rattlesnake #sandstorm
Published: 2015-02-15 16:29:39 +0000 UTC; Views: 789; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description
17. SandstormRango hatte sich sein Halstuch über den Mund gezogen, um sein Gesicht vor dem Sand zu schützen und zog den Hut über seine Augen.
Der Sturm war inzwischen stärker geworden.
Der Sand rieb an seiner Kleidung wie Schleifpapier.
Mühsam versuchte er durch den Sturm zu spähen, doch außer dem Sandsturm konnte er gar nichts erkennen.
Wo war Jake?
Rango hatte zwar keine genaue Ahnung wo er hin reiten sollte, aber er vertraute auf seinen Instinkt.
Jake kniff die Augen zusammen und hielt seinen Kopf nahe auf den Boden. Der Sand, den der Wind ihm ins Gesicht trieb, störte ihn und kitzelte ständig in seiner Nase.
Er beschloss bei der nächsten Gelegenheit einen Unterschlupf zu suchen. Falls er hier etwas finden würde.
Er hielt inne. Er spürte Vibrationen. Irgendjemand näherte sich ihm.
Rango, dachte er. Diese verdammte Echse sollte ihm doch nicht folgen. Er gibt einfach nicht auf.
Jake kämpfte mit dem Gedanken vielleicht doch umzukehren, entschied sich dann aber wieder dagegen.
Auf keinen Fall wollte er umkehren!
Er war kein kleines Kind.
Im Gegenteil.
Er war sogar das am meisten gefürchtete Wüstentier von ganz Kalifornien.
Er brauchte keine Hilfe!
Etwas widerwillig kroch Jake weiter, weg von den immer näher kommenden Schritten, in die entgegengesetzte Richtung.
Nach einer Weile waren die Schritte ihm immer noch auf den Fersen.
Diese Echse lässt sich einfach nicht abschütteln, dachte Jake genervt.
Er beschleunige sein Tempo, trotz des starken Gegenwindes. Auch die Schritte hinter ihm wurden schneller.
Als Jake noch schneller kriechen wollte, gab er das schnell wieder auf. Seine Schmerzen wurden dadurch wieder schlimmer und er bekam Seitenstechen.
Er hielt an, als er einen großen Schatten vor sich sah. Zu seiner Erleichterung war es nur ein alter, vertrockneter Baum, der schräg aus dem Wüstenboden ragte.
Vielleicht konnte er hier einen Unterschlupf finden. Suchend kroch Jake um den alten Baum herum.
Plötzlich fühlte Jake vorne keinen Boden mehr unter sich. Erschrocken wich er zurück.
Er kniff die Augen zusammen. Wegen dem Sturm, der ihm die Sicht versperrte, hatte er den Abgrund vor sich fast übersehen. Jake vermutete, dass er sich direkt vor einem Canyon befand, konnte aber wegen der diesigen Sicht vom aufgewirbelten Sand nicht genau erkennen wie groß diese Schlucht war.
Er wagte einen Blick über die Kante, wo es mehrere Meter tief steil abwärts ging. Der alte Baum wuchs knapp an der Kante und seine vertrockneten Wurzeln baumelten über dem Abgrund. Es würde nicht lange dauern bis auch dieses Gewächs die Schlucht runterstürzen würde.
Jake seufzte. Hier konnte er nicht weiter. Es blieb ihm nichts anderes übrig als entweder nach rechts oder links abzubiegen, oder den Weg zurückzugehen.
Jake wollte nicht umkehren, und wählte den Weg nach rechts.
Doch dann hielt er inne. Was wenn Rango den Abgrund nicht sieht und in die Schlucht runterstürzt?
Jake täte es Leid um ihn.
Na gut, sie hatten sich gestritten, aber war das unter Brüdern nicht üblich?
Er lächelte leicht und beschloss zu warten, bis die Schritte nahe genug waren. Plötzlich verstummten die Schritte.
„Du kannst jetzt ruhig näher kommen, Sheriff."
Jake wollte nicht Rangos Namen sagen. Das klang irgendwie zu kameradschaftlich.
Zu seiner Überraschung erhielt er aber keine Antwort. Nur Schweigen und das Heulen des Windes war zu hören.
Jake kniff die Augen zusammen und versuchte durch den ganzen staubaufgewirbelten Sand etwas zu erkennen.
Aber niemand war zu sehen.
Hatten seine Sinne ihm einen Streich gespielt? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Oder wollte Rango sich verstecken?
Jake schmunzelte innerlich. „Komm ruhig raus, Kleiner. Ich habe dich schon längst bemerkt."
Wieder keine Antwort.
„Nun komm schon."
Keiner antwortete.
So langsam bekam Jake ein merkwürdiges Gefühl. Das war doch nicht Rangos Art, sich so zu verhalten.
Jake kroch ein Stück nach vorne.
Er züngelte.
Dann glaubte er, in der Ferne die leichten Umrisse einer Gestalt zu erkennen.
Unsicher blieb Jake stehen. „Rango?"
PENG!
Jake wich erschrocken zurück. Der Schuss hatte ihn nur knapp verfehlt.
Jetzt wusste Jake: das war nicht Rango.
Rango hielt seinen Roadrunner an, als er den Schuss gehört hatte.
Der Schuss war nicht weit entfernt abgefeuert worden.
Ein schrecklicher Gedanke stieg in ihm auf. „Jake."
Wieder ein Schuss.
Ohne zu zögern lenkte Rango den Roadrunner dorthin wo er den Schuss vermutete.
„Sie haben die freie Wahl", tönte Mister Wheelers Stimme im heulenden Wind. „Entweder abstürzen oder Kopfschuss."
Er trat ein paar Schritte vor, den Revolver immer auf Jake gerichtet.
„Sie geben wohl nie auf, oder?", fragte Jake sarkastisch.
„Das ist nun mal mein Geschäft. Ich führe auch immer das zu Ende, was ich angefangen habe."
Er hielt seinen Revolver etwas höher. „Also entscheiden Sie sich. Sie können den Freitod wählen, oder ich werde Ihnen den Gefallen tun und Ihnen das ersparen."
„Womit habe ich so viel Ehre verdient?", knurrte Jake.
„Nun, so viel ich gehört habe, hatte der Bürgermeister Ihnen keine Wahl gelassen. Wenn Sie sich die Schlucht runterstürzen, können Sie sich wenigstens ein Ehrengrab errichten."
Jake schwieg. Aber er wollte Mister Wheeler nicht zeigen, dass er Angst hatte.
Grimmig sah er ihm ins Gesicht. Diesmal wollte er seinem Tod tapfer entgegenblicken. Nicht so wie bei Rango, als er seinen Revolver vor ihm gehalten hatte.
Rango. Jake spürte einen Hauch von Trauer. Das war alles umsonst gewesen. Wenn Rango seine Leiche findet, wird er am Boden zerstört sein. Ein Funken Hoffnung stieg in Jake auf. Rango wird ihn bestimmt rächen.
Jake holte tief Luft. Er neigte seinen Kopf etwas weiter runter und blickte direkt in den Lauf des Revolvers. „Dann drücken Sie ab."
Wie ein Feigling wollte er sich nicht eine Schlucht runterstürzen. Wenn, dann wollte er wie ein Westernheld ohne Furcht sterben.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er den leisen Druck auf dem Abzug hörte.
Die Augen auf keinen Fall schließen, dachte er. Der Schmerz würde nur ganz kurz sein.
Wie schmal der Pfad zwischen Leben und Tod war. Aber ein Weg ohne ein Zurück.