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#bullet #chapter #jake #one #rango #rattlesnake #3
Published: 2015-01-30 12:52:47 +0000 UTC; Views: 775; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description
3. The damRango konnte kaum glauben was er sah! Er rieb sich die Augen und starrte erneut nach vorne. Nicht weit von ihm entfernt erhob sich, in einer Schlucht, ein riesiger Staudamm aus purem Holz. Von oben rann noch viel Wasser runter, aber den Arbeitern schien das nichts auszumachen. Rund um die Schlucht herum erhoben sich prächtige Nadelbäume, die alle Teil eines riesigen Kiefernwaldgebietes waren.
„Was sagen Sie dazu?", fragte Mister Wheeler und gab Rango einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Da sind Sie sprachlos, was?"
Rango konnte sich immer noch nicht von dem Anblick lösen. Er hatte zwar schon viele Staudämme gesehen, von Menschenhand natürlich, und die waren weitaus gigantischer als dieser. Was ihn nur so beeindruckte war die Tatsache, dass dieser aus purem Holz bestand.
„Woher haben Sie das ganze Holz her und warum verwenden Sie nur Holz? Ist das nicht zu gefährlich?"
„Meine Arbeiter bevorzugen nur Holz", antwortete Mister Wheeler „Und wie Sie sehen, sind diese absolute Arbeiter vom Fach. Alle Arbeiter bestehen nur aus Bibern."
Rango schaute erneut nach unten. Ja, das war ihm vorher nicht aufgefallen. Es waren wirklich nur Biber. Ja, Biber sind Facharbeiter in Sachen Holzbauten. Dass er nicht früher darauf gekommen war.
„Das Holz, Mister Rango", fuhr Mister Wheeler fort. „Haben wir direkt von hier beschafft. Der Wald ist voll davon." Er lachte über seinen unlustigen Scherz. „Das erspart Transport- und Materialkosten. Und wegen der Gefahr, wie Sie sagten, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Es sind alles Facharbeiter. Die wissen, wie man einen Staudamm zu bauen hat."
„Oh, davon bin ich überzeugt", sagte Rango mit etwas Unbehagen.
Mister Wheeler lenkte seinen Roadrunner die Schlucht entlang Richtung Staudamm.
Rango ließ seinen Blick schweifen. Die Landschaft war steinig, aber es erstreckten sich rundherum kräftige, hohe Nadelbäume in sattem Grün. Das Wetter stimmte auch. Die Sonne schien warm herab und der Himmel war fast wolkenlos. Es war ein Tag wie aus einem Bilderbuch. Nur der Staudamm passte irgendwie nicht so richtig in diese Wald-Idylle.
Er zuckte die Achseln. Was ging ihm das an? Das war nun mal Business. Er seufzte und dachte an seine Stadt zurück. Was die anderen wohl dazu gesagt hätten?
„Und wozu brauchen Sie den Staudamm?", fragte Rango, während er seinen Roadrunner hinter Mister Wheeler hergehen ließ.
„Wozu man einen Staudamm braucht?", wiederholte Mister Wheeler in einem ungläubigen Ton und lachte.
„Mister Rango. Ich glaube, Sie müssen noch einiges über Urlaubs-Management lernen."
Er deutete nach vorne, wo hinter dem Staudamm am See mehrere kleine Baustellen von kleinen Häusern aufgestellt worden waren.
„Wie Sie sehen, werden die Ferienhäuser direkt an den Stausee gebaut. Somit wird der Staudamm nicht nur für einen schönen Badesee sorgen, sondern gleichzeitig zur Stromversorgung dienen. Alles aus der Natur. Deshalb nenne ich es auch `The influence of nature´."
Er machte eine Kunstpause und drehte sich zu Rango um.
„Nun? Was sagen Sie dazu?"
„Oh ja. Sehr einfallsreich", sagte Rango, obwohl er es nicht brillant fand.
„Allerdings, Mister Rango. Das ist der Fortschritt."
Rango hielt inne.
„Die Zukunft, Mister Rango. Die Zukunft.… Ich sah, wie der Fortschritt voranschritt."
Rango fröstelte. Ihm war der Fortschritt etwas zuwider. Es erinnerte ihn immer wieder an den Bürgermeister von Dreck, der wegen dem Fortschritt ganze Leute betrogen hatte, nur um ebenfalls seine Pläne des Fortschritts in die Tat umzusetzen.
Er seufzte. Der Fortschritt war nicht aufzuhalten. Das war nun mal Tatsache. Er hoffte, dass wenigstens seine Stadt für alle Ewigkeiten davon verschont bleiben würde.
Endlich hatten sie den Staudamm erreicht. Rango stieg ab und wagte einen Blick über die Schlucht-Kante. Er wich zurück. Da runter wollte er jetzt nicht fallen. Die Wände gingen steil und tief abwärts und waren vom Fluss ausgewaschen. Er sah sich um. Der Fluss und die Schlucht waren höchstwahrscheinlich ein kleiner Canyon.
„Mister Rango?", rief Mister Wheeler. „Wo bleiben Sie denn?"
Rango sah zu Mister Wheeler rüber, der mit einem der Biber-Arbeiter neben dem oberen Baugerüst des Staudammes stand.
„Komme sofort!", antwortete Rango und eilte zu ihnen rüber.
Als er direkt neben dem Baugerüst stand, hörte er das Tosen des Wassers, das immer noch über den Staudamm in die Schlucht runterstürzte. Die Wasser-Gischt verströmte in seiner Umgebung eine Kälte, die Rango gar nicht behagte.
„Mister Rango?", sagte Mister Wheeler. „Das ist Mister Hardwood. Er ist der Leiter des Staudammbauprojekts und überwacht die Arbeit."
Mister Hardwood, ein stämmiger Biber in typischer Bauarbeiterkleidung, kam auf ihn zu und streckte ihm grüßend die Hand entgegen.
„Mister Rango. Schön Sie kennen zu lernen. Ich und meine Leute haben schon viel von Ihnen gehört."
„So? Na, ich hoffe, nichts Negatives", sagte Rango scherzend.
„Oh nein. Nicht doch. Ganz im Gegenteil! Man erzählt sogar sehr viel Lobenswertes über Sie. Zum Beispiel, dass Sie sieben Männer mit einer Kugel erlegt haben sollten…"
Rango wurde rot. „Äh… ich glaube, dem sollten Sie nicht so viel Beachtung schenken."
Er schluckte. Sein Schwindel, mit einer Kugel sieben Männer erschossen zu haben, war also immer noch in aller Munde. Verflixt! Hoffentlich redete keiner mehr darüber solange er hier war. Zum Glück kam Mister Hardwood nicht mehr dazu näher darauf einzugehen, denn Mister Wheeler lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Aufgabe.
„Mister Hardwood? Wollten Sie Mister Rango nicht etwas über den Staudamm erzählen?"
„Wie? A-ach so. Natürlich! Also, wie Sie sehen, besteht der Staudamm aus Holz…"
„Ja, das habe ich gemerkt", meinte Rango leise und schaute mit unbehaglichem Gefühl nach unten. Er wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn der Staudamm einriss.
„Wir verwenden dafür nur das Beste Holz aus der Waldregion…"
So verging der Nachmittag und Rango musste sich die ganze Zeit Vorträge über Staudammbauten anhören, wobei Mister Hardwood seinen Vortrag weiter ausdehnte und erzählte, was er schon für andere Staudämme gebaut hatte.
Den Rest des Tages führte Mister Wheeler ihn durch die Baustellen der Ferienbungalows und beteuerte immer wieder, wie stolz er darauf war, die Natur auf diese Art und Weise den Feriengästen einen Schritt näher bringen zu können.
„Und hier, Mister Rango, werden die Ferienhäuser errichtet. Ferien in der freien Natur, weshalb es für mich so wichtig war den Staudamm aus Holz zu bauen. Nur die Natur ist die Natur selber. Deshalb nenne ich es `Green Holiday´. Direkt an einem Badesee. Mit zusätzlicher Stromversorgung des Staudamms. Alles naturgetreu…"
Es war spät am Abend. Gedankenverloren lehnte sich Rango gegen das Gerüst, das den Staudamm abgrenzte. Sein Kopf fühlte sich schwer an. Den ganzen Tag hatte er sich diese Natururlaubsvorträge anhören müssen. Jetzt war er froh, endlich wieder etwas Ruhe zu haben. Er nahm einen tiefen Atemzug. Die Idylle und die Ruhe der Natur ließ seine Romantik wieder auflodern. Alles schien so friedlich. Er schloss die Augen und ließ das Rauschen des Flusses auf sein Gemüt einwirken. Sein rauschendes Lied klang wie am Tag.
Wasser kennt wohl kein Tag und Nacht, dachte er.
Doch die Idylle wurde unterbrochen, als zwei Arbeiter vorbeigingen, die den Bau am Abend überwachten.
„Ich habe gehört, dass der Chef eine Drohung von Klapperschlangen Jake bekommen hat", begann der Erste.
„Psst, nicht so laut", raunte ihm der Zweite zu. „Über diesen Killer zu reden bringt Unglück. Tu einfach so, als ob nichts wäre. Das ist immer noch die beste Art das Unheil nicht herauf zu beschwören…"
Die Stimmen entfernten sich. Aber diese paar Sätze hatten schon genügt, dass Rango nervös seine Finger zu kneten begann.
Wann würde Jake sich blicken lassen? Morgen, übermorgen oder überübermorgen? Vielleicht war er sogar schon hier und lauerte in der Dunkelheit.
Mit einem Mal war Rangos Selbstsicherheit für einen kurzen Moment dahin.
Was wird passieren? Wie wird Jake reagieren, wenn er ihn hier sieht? Wird er wütend sein oder wird er froh sein, dass er noch lebte?
Rangos Magen krampfte sich zusammen. Er hatte ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. Oder redete er sich dieses ungute Gefühl nur ein? War seine Sorge berechtigt?
Er fuhr erschrocken zusammen, als ein Abendvogel über die Baumwipfeln flog. Sein Blick wanderte zum See, der friedlich im Flussbett lag.
„Ist das die Ruhe vor dem Sturm?", flüstere er leise vor sich hin.
Er wusste es nicht. Er konnte nur hoffen, dass alles gut ging.
Bevor sich Rango zurückzog richtete er im Stillen ein Stoßgebet zum Himmel.
„Bitte, Jake! Vergiss nicht, dass wir Brüder sind."