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Published: 2014-08-11 15:00:37 +0000 UTC; Views: 404; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description
Chapter 3Der Geruch von Rauch lag in der Luft. Rango versuchte seine schweren Augenlider zu öffnen, doch sein Körper war wie taub. Erst nach und nach füllte sich sein Körper wieder mit Leben.
Als Nächstes erspürte sein Tastsinn den Boden. Er war zwar hart, hatte aber die Oberfläche von Stoff. Nachdem er seinen Kopf mehrere Male hin und her bewegt hatte, schaffte er es endlich seine Augen zu öffnen. Um ihn herum war alles verschwommen. Doch dann erkannte er leichte Kontraste. Schatten, die irgendwie zu tanzen schienen. Dann vernahm er ein leises Knistern. Er schnupperte. Es roch immer noch nach Rauch. Er drehte den Kopf zur Seite und erkannte jetzt, dass er neben einem Lagerfeuer lag, das wenige Meter von ihm entfernt brannte. Das Feuer konnte er unmöglich selber gelegt haben. Es musste jemand anders gewesen sein.
Er spannte seine Muskeln, um sich aufzurichten. Ein gleißend stechender Schmerz durchzog seinen Körper. Rango jammerte kurz auf und musste mehrere Male tief durchatmen bis die Schmerzen wieder langsam nachließen. Er versuchte sich auf die Seite zu legen, was ihm nur unter starken Krämpfen gelang.
Wo war er? Er sah sich um. Rund um ihn herum ragten dunkle Felswände empor, die sich in einer Felsendecke vereinten. Vermutlich eine Höhle. Außer dem Lagerfeuer konnte er kein Licht erkennen, weshalb er annahm, dass es Nacht war.
Seine Hand fasste auf den Boden. Die Stofffasern gehörten irgendeinem Stoffsack oder etwas Ähnlichem.
Wieder durchzog ihn ein Krampf. Seine Hand wanderte nach unten auf die Wunde. Er zuckte zusammen, als er merkte, dass er kein Hemd mehr trug. Unsicher fasste er sich an den Schultern. Jemand musste sein Hemd ausgezogen haben. Suchend sah er sich um. Sein Hemd lag neben ihm auf dem Boden. Es muss jemand mit Gewalt heruntergerissen haben, denn es war in der Mitte durchgerissen.
Sein Blick wanderte erneut durch die, wie er vermutete, Höhle. Doch niemand außer ihm schien hier zu sein. Er formte seine Lippen, um etwas zu rufen, brachte aber nur ein leises Stöhnen heraus. Sein Mund war völlig ausgetrocknet.
„Na, sieh einer an“, ertönte eine dunkle Stimme.
Rango war so erschrocken, dass sein Herz für einen Moment aussetzte.
„Ich hatte schon gedacht, du wärst tot.“
Hastig sah sich die Echse um. Er erstarrte, als zwei feurige Augen auf der anderen Seite des Lagerfeuers aufleuchteten. Augen, die er nur einmal gesehen, aber nie wieder vergessen hatte. Hinter den Augen wurde langsam die Gestalt eines riesigen Wesens sichtbar, das sich mehr und mehr zu einem langen Körper formte. Sie umkreiste das Lagerfeuer und kam direkt auf Rango zu. Dieser ließ die auf sich zukommende Gestalt keine Sekunde aus den Augen. Er wagte kaum zu atmen, als die große Klapperschlange direkt vor ihm stehen blieb. Dann neigte sie ihren Kopf zu ihm runter und sah ihm tief in die Augen. Der Blick ließ dem Chamäleon das Blut in den Adern gefrieren. Mit seiner Verletzung fühlte er sich schwach und hilflos. Er spürte den Atem der Schlange und die hervorschnellende prüfende Zunge, die fast seine Haut berührte.
„Wer hätte gedacht, dass wir uns jemals wiedersehen, Bruder.“ Jake lachte dunkel, als er Rangos ängstlichen Gesichtsausdruck bemerkte.
„H-h-hallo Jake“, stotterte Rango. „Ich hätte auch nicht damit gerechnet.“
Vorsichtig setzte er sich auf und hielt sich an den Schultern, wobei er Jake einen fragenden Blick zuwarf. Jake erkannte die Frage, die in seinen Augen lag.
„Du lagst da in der Wüste. Als ich dich fand, dachte ich echt du wärst tot. Aber dann hast du irgendwie halluziniert und ständig irgendwelches dummes Zeug gefaselt. Du hattest echt Glück, dass ich schon gegessen hatte, sonst wärst du als Nächstes in meinem Magen gelandet.“
Rango wusste nicht, ob Jake es ernst meinte oder nur einen Scherz machte.
„Aber warum hast du mich hierher gebracht?“
Das Grinsen von Jake verschwand. Dann wandte er sich von ihm ab.
Rango wollte ihm folgen, doch Jake hielt ihn zurück. „Ich an deiner Stelle würde besser liegen bleiben. Du hast dir ´ne ganz schön üble Schussverletzung zugezogen.“
Schnell ließ Rango sich wieder auf den Boden sinken. Jake hatte seinen Blick nicht von ihm abgewandt und in Rango stieg ein schlimmer Verdacht auf.
„Muss ich sterben?“, fragte er leise.
In Jakes Augen blitzte es kurz auf. Ein kaltes Lächeln glitt über seinen Mund.
„Wenn man die Kugel nicht entfernt, dann… eventuell.“
Rangos Augen weiteten sich entsetzt. Jake grinste hinterhältig. Die Panik, die Rango quälte, schien ihn zu amüsieren.
Er umkreiste die Echse mehrere Male, was Rango mehr als unangenehm war. Ängstlich kauerte er sich auf den Boden und erwartete das Allerschlimmste. Vielleicht hatte Jake ihn nur am Leben gelassen, um ihn anschließend bei vollem Bewusstsein zu töten. Als er Jakes Haut auf seinem Rücken spürte, begann er zu zittern.
„Warum so ängstlich?“, fragte Jake hinterlistig. „Ich will mir nur die Wunde ansehen. Also, leg die Hände weg!“
Gehorsam lehnte sich Rango gegen Jakes Schlangenkörper und schob die Hände beiseite, sodass der Blick auf die Wunde frei wurde.
Sorgsam inspizierte Jake die Verletzung. Wenigstens hatte die Blutung aufgehört. Er spürte, wie Rangos Puls vor Angst raste. Offenbar rechnete er damit, dass Jake jederzeit seine Zähne in ihn reinbohren könnte.
Rango fühlte sich schutzlos. Der Blick von Jake gefiel ihm nicht. In irgendeiner Weise wand er sich sogar unter seinem Blick. Schließlich sah Jake auf und nickte bedächtig.
„Entzündet ist es jedenfalls“, murmelte er.
Rango wagte kein Wort zu sagen. Was hatte Jake vor?
Schweigend beugte sich Jake zu einer Seite der Höhle rüber und hob, mit seinem Mund, etwas vom Boden auf.
„Was ist das?“, fragte Rango mit erstickter Stimme. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu.
Jake ließ es auf seinen Schlangenkörper fallen. „Blätter von einer Pflanze. Sie wird etwas die Entzündung lindern, aber nur kurzfristig.“
Sachte zog er seinen Körper von Rango weg.
„Leg dich hin!“, befahl er.
Zitternd legte sich Rango auf den Rücken und sah zu, wie Jake die Blätter wieder vorsichtig ins Maul nahm und damit auf ihn zukam. Sachte bettete er sie auf Rangos Bauch. Rango durchfuhr ein Schauer, bemühte sich aber nicht hysterisch zu werden.
„Das lässt du jetzt drauf! Okay?!“
Rango nickte und hielt die Blätter fest, damit sie nicht runterfielen.
Jake hatte sich wieder abgewandt und seinen langen Körper um das Lagerfeuer gelegt.
Rango sah ihn an. Er konnte nicht verstehen was hier vor sich ging.
„Jake?“
Er zuckte zusammen, als ihn Jakes Augen trafen. Aber Rango schluckte seine Angst erneut runter.
„Warum tust du das?“
Jake schwieg und starrte in die Flammen, sodass Rango ihm nicht in die Augen sehen konnte.
Zu gern hätte er gewusst, was im Kopf dieser Klapperschlange vor sich ging. Doch Jake sagte kein Wort. Er starrte nur ins Feuer und sagte kein einziges Wort.
Immer wieder rief sich der Killer den einen Satz in den Sinn, der ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf ging.
„Du und der Sheriff, ihr beide seid euch ähnlicher als du denkst. Ihr seid beide Legenden."
Beide Legenden? Was genau hatte der Bürgermeister damit gemeint? Und was sollte das für sie in Zukunft bedeuten? Sollten sie die Waffen zwischen sich ruhen lassen?
Aus seiner Sicht war das schier unmöglich. Rango war ein Hüter des Gesetzes, während er gegen das Gesetz arbeitete. Sollte es doch besser zu einer legendären Schlacht zwischen ihnen kommen? Oder waren sie als Legenden dazu bestimmt zusammen zu arbeiten?
Jake schüttelte den Kopf. Ein Sheriff und ein Revolverheld? Niemals würde er mit so einem kooperieren wollen! Doch andererseits, fand er es auch nicht richtig Rango zu töten. Wobei er ihn sehr leicht hätte umbringen können, als er so hilflos und schutzlos in der Wüste lag. Nur ein Biss oder ein Kopfschuss hätte genügt. Aber irgendetwas hatte ihn daran gehindert. Er wusste nur nicht was. Lag es an der Tatsache, dass sie beide Legenden waren… vielleicht doch so etwas wie…. Brüder?
Er grinste spöttisch, als er daran dachte, wie Rango den anderen weisgemacht hatte, dass er sein Bruder sei. Oder war es doch kein Zufall, dass er ihn, aus reiner Lüge, seinen Bruder genannt hatte? War es auch kein Zufall, dass der Bürgermeister sie beide als Legenden bezeichnet hatte? Jake glaubte nicht an ein Schicksal, aber an Zufälle und dass diese einem recht merkwürdig erscheinen konnten. War es in diesem Fall einer der merkwürdigen Zufälle, der sie zusammengeführt hatte?
„Jake?“
Er fuhr zusammen, als das Chamäleon ihn aus seinen Gedanken riss, fand aber sofort seine Fassung wieder. Ärgerlich sah er zu Rango rüber, der sachte seine Hand gehoben hatte.
„Du musst auf meine Frage nicht antworten, wenn du nicht willst.“
Jakes Gesicht entspannte sich etwas. Sollte er wirklich sagen, was ihn so beschäftigte?
Er schnaubte verächtlich. Nein! So viel Würde wollte er vor dieser kleinen Echse nicht verlieren. Immerhin war er der Sensenmann des Westens und so einer würde erst recht keine Milde vor einem untergeordneten Reptil walten lassen.
„Hör zu!“, zischte er und atmete tief durch. „Ich lasse dich heute noch mal laufen! Aber wirklich nur dieses eine Mal!“
Er kam auf Rango zu. Dieser zog ängstlich den Kopf ein. In Jakes Augen lag der Ausdruck von Nachdrücklichkeit und Drohung. Nun war sein Gesicht gefährlich nahe vor dem der Echse.
„Du bleibst heute Nacht hier und morgen bringe ich dich zurück zur Stadt. Aber denk dran… wir sind noch lange keine Freunde!“
Rango erschrak, als Jake ihn mit seinem Blick regelrecht durchbohrte. „Sobald du wieder in der Stadt bist, sind wir wieder Rivalen. Vergiss nicht; dass du der Sheriff bist und ich der Killer des Westens!“
Drohend öffnete er seinen Mund, sodass Rango seine langen Giftzähne sehen konnte. Vor ihm kamen wieder Bilder ihrer ersten Begegnung in den Sinn. Er wusste, dass Jake es ernst meinte. Viel hätte damals nicht gefehlt und Jake hätte ihn kaltblütig ermorden können. Somit gab dieser sich aber nur mit einer Demütigung zufrieden, was allerdings genauso schmerzlich gewesen war.
Von Jakes Blick eingeschüchtert, nickte das Chamäleon und Jake ließ erneut von ihm ab. Dann wand er seinen Körper zu einer Woge, rollte sich ein und schloss die Augen. An diesem Abend sagte er kein Wort mehr. Rango tat es ihm gleich und legte sich ebenfalls hin, wobei er die Blätter, auf seinem Bauch, sanft an sich drückte. Die Schmerzen hatten zwar etwas nachgelassen, trotzdem musste er sich an diesem Abend mehrere Male hin und her wälzen, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel.
What happens next?