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Published: 2012-04-08 20:57:49 +0000 UTC; Views: 8059; Favourites: 58; Downloads: 98
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Description
=Thianari hat mit nach Tipps gefragt, wie man Haare (semi)realistisch colorieren kann und dabei ist dieses Tutorial entstanden.(Ich hoffe sie hat nichts dagegen, dass ich es gleich hochlade, wo ich zur Abwechslung mal produktiv war |D)
Die dargestellte Technik ist ganz sicher nicht perfekt oder die einzig wahre, aber ich hab sie mir inzwischen so angewöhnt und eigentlich ganz gute Erfahrungen damit.
Ich entschuldige mich schon mal für das hässliche Tutorial-Layout, die umständlichen Erklärungen und das mehr oder weniger hingeschmierte Ergebnis, aber vielleicht hilft die Anleitung ja trotzdem dem ein oder anderen.
Ich hab ausschließlich SAI als Programm verwendet, aber ähnliche Ergebnisse müsste man mit jedem anderen Grafikprogramm hinbekommen, welches Ebenen(funktionen) und ein einigermaßen brauchbaren "Wischfinger" besitzt.
Hier nun die einzelnen Schritte:
(ihr könnt das Tutorial herunterladen, um es in Originalgröße anzuschauen)
1. Referenzen sammeln
Mit Referenzen zu arbeiten ist absolut keine Schande und gerade wenn man eine bestimmte Frisur malen möchte, aber null Ahnung hat, wie die Strähnen da fallen, die Haare bei Zöpfen zusammengezogen sind oder überhaupt der grobe Aufbau ist, sollte man sich erst mal am echten Leben orientieren, bevor man wild herumrät.
Obwohl ich es sonst eher ungern empfehle, bringt eine einfache Google-Bildersuche oft das schnellste Ergebnis. Da man ja hoffentlich die Haarsträhnen nicht 1zu1 übernimmt und nur eine erste Orientierung haben möchte, ist es in dem Fall nämlich vom Prinzip her egal, ob man Stock-Fotos verwendet oder nicht. In meinem Beispiel hab ich, glaub ich, nach "wavy red hair" oder etwas ähnlichem gesucht.
Sehr hilfreich sind Referenzfotos auch für die spätere Farbwahl. Wichtig ist, hierbei auf die Unterschiede zwischen dem Grundfarbton, den hellglänzenden Stellen und den im Schatten liegenden Flächen zu achten. Bei Rot oder Braun liegen die meisten diesbezüglich eigentlich intuitiv richtig, aber z.B. bei Blond machen viele den Fehler, für die Schatten einfach ein schmutziges Dunkelgelb zu verwenden, obwohl es in der Realität eher ein beinahe schwarzes Rotbraun oder ein sehr dunkles Olive ist. Die hellen Bereiche haben btw eigentlich immer eine wesentlich höhere Farbsättigung als das übrige Haar.
2. Skizze
Selbst wenn man beim Rest des Bildes fröhlich ins Blaue hineinpaintet, sollte man für Haare die Hauptsträhnen auf einer extra Ebene grob vorzeichnen. Das muss nicht besonders ordentlich aussehen, aber extrem wildes Gekrickel erschwert einem die späteren Malschritte und wahrscheinlich wäre es sinnvoll, eine etwas dünnere Pinselstärke zu verwenden, als ich es im Beispiel getan habe.
Als Skizzenfarbe ist ein Rotbraun sinnvoll, wenn man natürliche Haut- und Haartöne darstellen möchte.
3. Flatcolo
Erklärt sich eigentlich selbst. Hier einfach die Grundfarbtöne auswählen und hinklatschen. Aber auch hier schon darauf achten, dass man zu den Haarspitzen hin transparenter wird und den Haaransatz nicht zu abrupt oder hart macht.
4. erste Schattierung
Alles sehr grob mit einem großen Brush und nur um sich darauf festzulegen, aus welcher Richtung das Licht kommt.
In den Hautflächen mit der Haarfarbe herumschattieren und mit der Hautfarbe in den Haaren die hellen Bereiche festlegen. Das funktioniert logischerweise nicht mit allen Haarfarben gleich gut (bei grün oder blau wirkt es schnell unnatürlich), aber bei rot/braun/blond sollte man auf den Schritt nicht verzichten, weil er auf einfache Weise dafür sorgt, dass eine farbliche Einheit hergestellt wird.
Wenn man ein komplexeres Bild mit Hintergrund malt, sollte man aber lieber Farben daraus herausnehmen und "großzügig auf Kopf und Haare auftragen"
5. zweite Schattierung
Die Skizzen-Ebene wird etwas transparenter gemacht und mit einem etwas dünneren Brush auf der Colo-Ebene mit einer dunklen Variante der Haarfarbe herumgekritzelt. (Wie man sieht, hab ich die selbe Farbe auch wieder im Gesicht an einigen Stellen verwendet)
Im Gegensatz zum vorherigen Schritt ist es hier essenziell, die Striche immer schön in Wuchsrichtung der Haarsträhnen zu malen.
6. Einarbeitung der Outlines
Dieser Schritt ist imho der entscheidenste. Wenn man nur ein Speedpainting kritzeln möchte, kann man ihn im Prinzip überspringen. Wenn man aber ein detailliertes Bild möchte, sollte man bei diesem Schritt die größte Sorgfalt an den Tag legen.
Als erstes hab ich hier die Transparenz der Skizzen-Ebene noch ein bisschen erhöht. Danach hab ich mit dem Wischfinger alle skizzierten Haarsträhnen in Wuchsrichtung verschmiert, dann alle Ebenen auf eine einzige reduziert und schließlich alles noch ein bisschen mehr verschmiert (immer in Linienrichtung).
Jetzt kann man natürich fragen, warum bist du so bescheuert und löschst die Skizzenebene nicht einfach und malst dann nur an der Colo-Ebene weiter? Failigerweise hab ich keine wirklich überzeugende Antwort darauf. Irgendwie hab ich mir das so angewöhnt, als ich Skizzen oft schon so detailliert gemalt hab, dass sie mir zu schade war zum löschen und ich sie eben direkt weiterverwenden wollte. Nebenbei finde ich den entstehende Wirkung von weich und gleichzeitig grob aber auch nicht verkehrt.
7. erste Details
Zwischen diesem und dem vorherigen Schritt sieht man vermutlich nur in der Originalauflösung wirkliche Unterschiede. Hier hab ich erst auf einer extra Ebene mit einem ganz feinen und sehr dunklen Brush einzelne Haare in den Schattenbereichen gemalt. Zusätzlich hab ich einige einzeln herumfliegende Haare hinzugefügt.
Als zweites hab ich (wieder auf einer extra Ebene) mit der selben Brushstärke mit einer sehr hellen Farbe Einzelhaare gemalt, das aber auch nur sehr vereinzelt und überwiegend auf den von Licht beschienenen Stellen. Für diese Ebene hab ich dann als Ebeneneigenschaft "Luminanz" ausgewählt. Ich hab keine Ahnung, wie die Eigenschaft in Photoshop heißt, aber vermutlich "Abwedeln" oder "Unterbelichten" oder so ähnlich.
Je mehr man im Übrigen bei den Einzelhaaren den Grundwellen folgt, desto gekämmter wirkt das Haar insgesamt. Zeichnet man die Einzelhaare zufälliger verteilt und entgegen der Wuchsrichtung, wirkt es am Ende verwuschelter.
Wichtig(!): keine der Haarlinien sollte von Anfang bis Ende durchgezogen sein! Falls man das macht, erreicht man nur einen "Spaghetti-" oder "Wischmop-Effekt". Je lockiger das Haar ist, desto kürzer sollten die Strichlinien sein und eben hauptsächlich nur auf hellen Stellen gemalt werden. Paradoxerweise erreicht man nämlich gerade dadurch einen realistischeren Effekt, indem man die dunkleren Bereiche unscharf lässt. (Das sieht man auch bei dem ersten Referenzfoto ganz gut).
8. Farbspielereien
Vom Prinzip her kann man auch schon mit dem vorherigen Schritt aufhören und das Bild als "fertig" bezeichnen. Damit es etwas lebendiger wirkt, probier ich mich aber gerne noch mit den verschiedenen Ebeneneffekten aus. Dafür male ich auf unterschiedliche Ebenen verschiedene Farben (Bild links) und änder dann so lange die Transparenzen und Ebeneneigenschaften, bis es passt.
In diesem Fall hatte ich für Violett: "multiplizieren, 80%", für Rot: "normal", 30%" und für Gelb: "Luminanz, 25%".
9. letzte Details
Augenfarbe geändert, mit Multiplizieren einer extra Schattierungsebene das Gesicht noch etwas plastischer gemacht und mit einem sehr feinen Brush noch ein paar einzelne Haare hinzugefügt. Fertig.
übrige Tipps
Noch eine schnelle Zusammenfassung, wie sich ein Perrücken-Effekt vermeiden lässt (manches ist vielleicht logisch, aber ich nenn es der Vollständigkeit halber trotzdem):
- nicht erst den Kopf fertig malen und dann die Haare hinterher draufklatschen, sondern beides etwa gleichzeitig ausdetaillieren
- alle Bereiche, wo Haare auf Haut "treffen" (Haaransatz, Schultern...) so verwischt und undefiniert wie möglich lassen(!)
(dieser Hinweis ist eigentlich der absolut wichtigste und den Fehler machen sehr viele)
- für Schatten und helle Bereiche auf Haut und Haaren die selben Farbtöne verwenden (aber nicht unbedingt in der selben Intensität, da Haare wesentlich stärker reflektieren als Haut)
verwendete Referenzfotos:
- [link] [link] [link]
Und zum Schluss noch ein paar sehr hilfreiche Links. Ich weiß, dass ich schon einige Leute damit zugespamt habe, aber sie sind wirklich verdammt gut:
- [link]
- [link]
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Comments: 19
Bleky-Fox [2012-08-17 13:47:48 +0000 UTC]
Das ist mal ne gute Erklärung (jetzt verstehe sogar ich wie das funktioniert). Immer wenn ich die Linien bei mir gelöscht habe sah das doof aus aber verwischen ist ja mal was ganz anderes..
Danke fürs reinstellen!
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JessaDragonfly [2012-07-18 02:39:31 +0000 UTC]
Amazing thanks!!! I used this while making an imvu dp for a friend first time doing really wavy hair and i loved it. Tytyt!
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Marristia In reply to JessaDragonfly [2012-07-21 13:23:06 +0000 UTC]
Aw, thank you! I'm glad the tutorial helped you. x3
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XMLara [2012-05-11 14:52:19 +0000 UTC]
wirklich schönes Tutorial. Mit Haaren tu ich mich ja auch gerne schwer, ich werd das auf jeden Fall mal so ausprobieren. Ich finde es klasse, dass du die Skizze richtig mit einarbeitest. Wie dir sind mir die Skizzen oft zu Schade zum löschen.
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Marristia In reply to XMLara [2012-05-12 12:59:34 +0000 UTC]
Dankeschön x3
Aber yeah, selbst wenn meine Skizzen am Anfang oft extrem ungenau/wackelig und eher unschön sind, gibts meist doch so ein paar Details, bei denen ich denke, dass ich sie beim neu drüber malen nich besser sondern nur schlechter hinbekommen würde. Von daher hab ich mir diese Technik irgendwie angewöhnt. Wenn sie dann anderen ein bisschen hilft, umso besser. xD
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XMLara In reply to Marristia [2012-05-13 18:37:30 +0000 UTC]
Genauso gehts mir auch... Manche "neugemalte" Stellen sehen plötzlich so viel schlechter als die Skizze aus. ._. Ich denk ich geb deiner Variante mal einen Versuch. Ich hoffe eh bald wieder zum Malen zu kommen, motiviert bin ich genug.
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timmytier [2012-04-10 19:37:27 +0000 UTC]
Schönes Tutorial! C: Ist verständlich und gibt einen wirklich guten Eindruck von der Vorgehensweise.
Und zur Technik selbst: Es geht doch nichts über ein paar Refs und ein bisschen zusätzliche Farbe~ Cx
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Marristia In reply to timmytier [2012-04-12 23:19:57 +0000 UTC]
Dankeschön ^v^
Das stimmt. Ich wünschte nur, ich könnte mehr von den Refs in meinem Langzeitgedächtnis lagern, um nicht so sehr von ihnen abhängig zu sein. |D
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timmytier In reply to Marristia [2012-04-13 19:58:30 +0000 UTC]
Waah, ich wär' schon froh, wenn ich auch nur ein Ref vernünftig in meinem Langzeitgedächtnis lagern könnte |D Wenn man auf einer Skala von 1 bis 10 die Bildspeicherfähigkeit eines Gedächtnis angeben könnte, hätte meins wahrscheinlich eine -2 :'D
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CapraScriba [2012-04-10 16:19:49 +0000 UTC]
Awww, ich liebe solche Tutorials! Es ist total spannend, anderen Leuten beim Arbeiten "zuzusehen" und zu schauen, wie sie verschiedene Probleme lösen. Dabei kriegt man immer neue Ideen, zum Beispiel hier für mich das Einarbeiten von Hautfarben in die Haare und von Haarfarben in die Haut, um eine farbliche Einheit zu schaffen. Darauf wäre ich von mir aus wohl garnicht gekommen, jetzt werde ich sicher mal damit rumexperimentieren. :3
Danke für die Mühe, die Beschreibungen sind schön ausführlich und verständlich. <3
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Marristia In reply to CapraScriba [2012-04-29 18:03:24 +0000 UTC]
Whee, danke. x3 Ich schau anderen auch immer total gerne "über die Schulter". Selbst wenn man dann die Arbeitsweise nicht übernimmt, kann man trotzdem das ein oder andere aufschnappen. Von daher freu ich mich sehr, wenn ich ein bisschen inspirieren konnte. ^^
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Wolki [2012-04-09 17:17:57 +0000 UTC]
Nun, ich mache ja nicht so viel mit dem PC, aber ich werde mir das sicherlich vormerken. Das ganze ist doch sehr gut erklärt.^^ Schön, dass du kreativ warst.
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Marristia In reply to Wolki [2012-04-10 14:31:53 +0000 UTC]
Ah, gut, ich hatte bei deen Erklärungen wirklich große Angst, dass sie zu umständlich sind. Ich verheddere mich da meist ganz gern mit Worten. |D
Zumindest die von mir verlinkten Hinweise ganz unten kann man auf jeden Fall auch gut im traditionellen anwenden. x3
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Wolki In reply to Marristia [2012-04-10 17:44:40 +0000 UTC]
Oh, da musst du dich nicht sorgen.^^ Das ist schon verständlich.
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Thianari [2012-04-09 10:10:23 +0000 UTC]
Du bist so awsum! <3
Jetzt kann ich mir das mit der Transparenz viel besser vorstellen. Und der Tipp mit dem einblenden unterschiedlicher Farbflecken am Ende zum Beleben der Haarfarbe ist echt gut. Ich will's gleich ausprobieren.
Ich hoff, ich krieg's jetzt endlich auch mal so hin... |D
Vielen Dank, Frau Großmeisterin! <3
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Marristia In reply to Thianari [2012-04-09 11:28:41 +0000 UTC]
Ein Beispiel mit den Korkenzieherlocken mach ich dann bei Gelegenheit extra, sobald ich da selber mehr hintergestiegen bin. :3
Nach dem hier bewundere ich dich jetzt aber noch mehr dafür, wie du quasi im Akkord Tutorials basteln kannst. Sowas dauert ja echt ewig und die Formulierungen waren bei mir ein echter Krampf. Ich hab immer noch das Gefühl, dass einige Schritte nicht wirklich verständlich sind. |D
Aber ich bin schonmal beruhigt, wenn das mit den Transparenzen klar wurde. x3 Das mit den Farben ist ja eigentlich wirklich nur ne Spielerei, aber der Part macht eindeutig am meisten Spaß. xD
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Thianari In reply to Marristia [2012-04-12 11:32:00 +0000 UTC]
Durrr, ich liebe dich. Danke, Frau Lehrer. <3
Och, Tutorials sind so ne Gefühlssache. Man weiß nie wie man's formulieren soll, dass es für alle Gruppen (Anfänger, Fortgeschrittene..) interessant und hilfreich ist. Aber ich find, das passt bei dir schon so. Immerhin sagen die Bilder ohnehin mehr als Wörter, also ist der Text nicht so wichtig. xD
Hab ich beim Ausprobieren gemerkt. xD <3
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McMecki [2012-04-08 22:52:44 +0000 UTC]
Danke sowas hab ich einfach gesucht und noch auf Deutsch richtig richtig gut
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Marristia In reply to McMecki [2012-04-09 11:41:27 +0000 UTC]
Die meisten meiner Watcher sind sowieso deutschsprachig und mein Englisch nicht das beste, von daher dachte ich es wäre in dieser Variante sinnvoller. |D
Ich freu mich, wenn es weiterhilft. ^^
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